Nun ist schon meine vierte Woche hier angebrochen und am Montag ist die Hälfte meiner Zeit in Ghana schon wieder um.
Unsere Hausparty letzten Freitag war echt toll, das Essen war lecker und wir haben zusammen mit den Security Männern und den Koordinatoren lange zur Ghanaischen Musik getanzt.
Die Volunteers aus den anderen Häusern beneiden uns regelrecht um unser tolles Haus. Wir sind das einzige zweistöckige Haus und haben nur Viererzimmer, die trotz der großen Stockbetten noch relativ geräumig sind, während es in den anderen Häusern Zimmer dieser Größe ohne Fenster und mit 6 Betten gibt.
Auch dass wir zwei Terassen haben (eine Veranda und eine Dachterasse) ist in den anderen Häusern eher unüblich.
Dazu kommt, dass die Fenster aller Häuser zu unserer Sicherheit vergittert sind. Bei uns fallen die Gitter kaum auf, da sie von außen aus gesehen hinter der Scheibe und von innen gesehen hinter den Vorhängen sind, in Haus 1 fühlt man sich aufgrund der Gitter wohl eher wie im Gefängnis. Ich habe also mit meinem Haus echt Glück gehabt :)
Am Samstag waren wir wieder auf der Reggae-Night in Kokrobite. Vorher waren wir aber noch zu zwölft (Hannah hat mit Malaria im Bett gelegen, Tanja hat auf sie aufgepasst) beim Ricemaster und hatten Eggbread (Sandwich mit Käse und Ei) oder Fried Rice (Angebratener Reis mit Gemüse). Direkt nebenan hat ein Mann Porträts gemalt, die echt klasse waren.
Von der Reggae-Night sind wir jedoch relativ früh wieder nach Hause gefahren, da wir Sonntagmorgen um 4.30 Uhr aufstehen wollten. Um 5 Uhr ging es nämlich los auf unsere Tour zu den Shai Hills und den Wli Waterfalls. Zu sechst sind wir um viertel nach 5 ins erste Trotro gestiegen um zum Kaneshie Market zu fahren, wo das zweite Trotro zur Tema Station in Accra auf uns gewartet hat. Bis dieses zweite Trotro losfahren konnte hat es jedoch einige Zeit gedauert, da erst noch andere Fahrgäste gefunden werden mussten. Um kurz vor 6 ging es weiter.
An der Old Tema Station sind wir in Trotro Nummer 3 eingestiegen, das uns zum Shai Hills Resource Reservat bringen sollte. Wir hatten erwartet, dass die Fahrt dorthin mehrere Stunden dauern sollte, deshalb waren wir umso erstaunter als wir um 8 vorm Eingang des Reservats standen. Die Rezeption dort hatte gerade erst geöffnet und die Ranger sahen so aus als hätten sie um diese Zeit noch nicht mit Besuchern gerechnet.
Trotzdem wurde uns die Tour erklärt und zwei Taxis gerufen, die uns durch das Reservat fahren sollten. Während wir auf die Taxis gewartet haben, ist eine Gruppe Paviane über den Platz gelaufen, die ersten Wildtiere Afrikas (Schmetterlinge und Eidechsen ausgenommen), die ich gesehen habe. Wir waren etwas erstaunt, als zwei ganz normale ghanaische Taxis, zwei alte Opel, durch das Tor gefahren kamen. Da die Fahrt bis zum Aussichtshügel eine Art Safari darstellen sollte hatten wir eher mit Jeeps gerechnet.
Aber in Ghana ist einfach alles möglich, deswegen ging's dann auch direkt los.
Die Fahrt ging auf einem Feldweg durch eine Steppenlandschaft, wie man Afrika aus dem Bilderbuch kennt.
Einmal ist ein Buschbock direkt vor unserem Auto über den Weg gesprungen. Der Ranger war leider auch zu spät uns auf ihn hinzuweisen, da war er schon im hohen Gras verschwunden.
Wenig später standen wir am Fuß des Aussichtshügels und wir sind losgelaufen. Sogar die beiden Taxifahrer sind mitgelaufen.
Zum Glück waren wir so früh schon dort, als wir den Berg hochgewandert sind war es 9 Uhr und schon so warm dass wir ordentlich geschwitzt haben, in der Mittagshitze wäre es bestimmt unerträglich gewesen.
Nach einer halben Stunde wurden wir mit diesem atemberaubenden Blick belohnt:
Grüne Landschaft so weit wir sehen konnten, die Baobabs direkt zu unseren Füßen, unterhalb des Felsens auf dem wir standen.
Wir hatten Glück und die Sonne hat geschienen und sich durch den Morgennebel gekämpft, deswegen haben wir es genutzt und viele Erinnerungsfotos geknipst.
Die meisten Bilder habe ich mit meiner Kamera gemacht und noch nicht auf mein Handy, über das ich gerade schreibe, übertragen. Ich werde demnächst einen Eintrag nur mit Bildern von der Tour hochladen.
Da wir nur für 2 Stunden Eintritt ins Reservat bezahlt hatten, mussten wir leider nach unserem Fotoshooting wieder den Berg runter laufen, aber auf dem Rückweg zur Rezeption sind wir mit dem Taxi an einem Straußengehege vorbei gefahren. Zwar kann man Straußen auch im Zoo sehen, aber so nah waren wir den großen Vögeln noch nie und dass sie wirklich SO groß sind hätte ich vorher auch nicht gedacht.
Danach war unser Besuch der Shai Hills auch schon vorbei und wir haben an der Straße auf ein Trotro gewartet, das uns nach Hohoe bringen konnte.
Leider war das Glück nicht auf unserer Seite und es kam kein Trotro nach Hohoe, sondern nur Trotros, die uns zu anderen Trotros bringen konnten, die angeblich nach Hohoe fuhren.
So kam es, dass wir in 3 weiteren Trotros 4,5 Stunden lang in Richtung Wli Waterfalls gefahren sind. Umgestiegen sind wir meistens mitten in der Pampa, da die Trotrofahrer während eines Überholmanövers geklärt haben, dass wir dieses Trotro nehmen müssten.
Uns tat nachher alles weh, wir waren müde und hatten keine Lust mehr auf weitere Fahrten. Der letzte Fahrer hat uns daher für einen zwar unverschämt hohen Preis direkt zu unserer Lodge gefahren.
Die Wli Waterfalls Lodge liegt einige Kilometer von Hohoe, direkt an der Grenze zu Togo und mit Blick auf die größten Wasserfälle Ghanas und wird von einem deutschen Ehepaar betrieben.
Ich dachte ja schon in Cape Coast, ich wäre im Paradies angekommen, aber das war echt noch besser.
Wir hatten drei echt tolle Zweierzimmer mit gut ausgestatteten Bädern und: Moskitonetzen vor den Fenstern, sodass wir nochmal ohne Zelt ums Bett schlafen konnten.
Wir haben erstmal ausgiebig geduscht und uns in den Garten gesetzt, von wo wir den Blick auf den oberen der beiden Wasserfälle genießen konnten.Auch das Abendessen war klasse, wir konnten endlich nochmal sorglos Salat essen (oder Hühnchen bzw Currywurst für die Fleischesser unter uns)
Nach dem Essen hat sich ein junges Pärchen aus Paderborn zu uns an den Tisch gesetzt und wir haben uns über ihre Reisen durch Ghana unterhalten. Die beiden waren so alt wie wir und seit 4 Wochen in Ghana auf Reisen. Sie ist auch als Volunteer hier, in einem Basketballprojekt mit Straßenkindern, jedoch nicht mit Praktikawelten und er hat seinen Urlaub genutzt um für 4 Wochen dazu zu kommen und durch das Land zu reisen.
Da wir ja schon einige Stunden auf den Beinen waren und am nächsten Morgen wieder früh raus wollten, sind wir früh ins Bett gegangen und haben echt gut geschlafen.
Am Montag, den wir uns extra für die Tour freinehmen konnten, haben wir um 7 gefrühstückt und unsere Sachen zusammengesucht, damit wir mit nur 2 Rucksäcken wandern konnten.
Das andere Gepäck konnten wir in einem der Zimmer lassen und nach der Wanderung dort noch duschen und uns für die Fahrt umziehen.
Doch erstmal ging es los zu den Wasserfällen. Wieder pünktlich um halb 9 sind wir, diesmal mit zwei Guides zu unserer Tour gestartet. Diese sollte uns in 6 Stunden zu beiden Wasserfällen führen. Ich wollte mich überraschen lassen, ob wir das auch schaffen.
Zunächst haben wir, jede einen langen Stab in die Hand gedrückt bekommen, der uns bei der Wanderung unterstützen sollte.
Der Weg ging sehr angenehm los. Zwar hat der Guide, der vor uns hergelaufen ist, ein ordentliches Tempo vorgegeben und es war schon wieder echt warm und schwül, aber die Steigung war ganz angenehm und man hat gemerkt wie man voran gekommen ist.
Schon bald hatten wir die Baumgrenze erreicht und sind über grüne, grasbewachsene Berghänge gewandert. Doch je höher wir kamen, desto anspruchsvoller wurde der Weg und wir mussten immer häufiger unseren Stock und die Hände zur Hilfe nehmen. Wir sind höher und höher geklettert und standen nach ca einer Stunde Wanderung auf dem Gipfel, von dem aus konnten wir das Tal überblicken und die Wasserfälle nicht nur sehen sondern auch schon rauschen hören.
Von da aus wurde der Weg so richtig anspruchsvoll.
Diesmal mussten wir immer häufiger klettern und aus Wandern wurde Hill Climbing (ohne sicherndes Klettergeschirr!!). Der Pfad war gerade breit genug für eine Person und während es links von uns steil hoch ging, ging es rechts genauso steil runter.
Über umgekippte Bäume und unzählige Felsen sind wir dem Wasserfall immer näher gekommen und aus einem Rauschen wurde ein Donnern und plötzlich standen wir davor und waren sehr stolz auf uns, dass wir den Weg bis dahin geschafft hatten und nun mit diesem Blick belohnt wurden. Noch besser: wir konnten im kühlen Wasser baden gehen. Zum Glück hatten wir alle unsere Bikinis unter den Wanderklamotten schon angezogen.
Auch hier mussten wir natürlich Beweisfotos machen und den Moment festhalten, man badet ja nicht jeden Tag in einem Wasserfall und schon gar nicht im größten Ghanas und Westafrikas.
Leider konnten wir nicht ewig dort bleiben und sind wieder aufgebrochen, um auch noch den unteren Wasserfall besuchen zu können.
Die Erfrischung des Bads im Wasserfall hat leider nicht lange angehalten, da wir direkt zu Beginn des Rückweges schon wieder steil bergauf klettern mussten, waren wir bereits nach 5 Minuten wieder nass geschwitzt und außer Atem.
Dazu kam, dass sobald es bergab ging (und es ging sehr steil bergab), man kaum Halt auf dem Pfad gefunden hat. Ich hatte nur meine Chucks an und richtig Angst auf dem Geröll oder der feuchten Erde des Regenwalds auszurutschen, was auf dem steilen Weg sehr gefährlich geworden wäre.
Also haben wir uns häufig hingesetzt um weiter unten auf einer Wurzel Halt zu finden. Ich habe mich selten so dreckig gefühlt.
Ähnlich wie wir zuvor den Berg hoch geklettert sind, mussten wir ihn auch wieder runter klettern, wobei der Stock an einigen Stellen eher zur Behinderung würde anstatt zu helfen. Den Stock hat dann der Guide hinter uns genommen, unseren Rucksack hat er auch schon getragen.
Nach 6 Stunden Wanderung und unzähligen gemeisterten Höhenmetern sind wir endlich unten angekommen. Der untere Wasserfall war, da er leichter zu erreichen war, eher ubspektakulär, nachdem wir den oberen für uns alleine gehabt hatten und wir ja wirklich etwas geleistet haben um dorthin zu kommen.
Wir waren müde, dreckig und sehr stolz auf uns selbst, als wir in der Lodge schnell geduscht haben und uns für die Rückfahrt nach Accra fertig gemacht haben.
Wir mussten bis Hohoe kommen, wo ein Trotro nach Accra starten sollte. Bis dahin mussten wir ein Taxi nehmen. Wir haben uns zu sechst in einen alten Opel Corsa gequetscht und auf der Hälfte des Weges ist auch erstmal der Reifen geplatzt, doch ab Hohoe lief die Rückfahrt weitestgehend ohne Zwischenfälle.
Gegen 22.30 Uhr sind wir wieder im Haus angekommen, wenige Minuten nach Anne und Franzi, den beiden neuen Mitbewohnern in unserem schönen Haus. Wir haben noch ein paar Instant- Nudeln gegessen, den anderen ein bisschen von der Tour erzählt und sind vor Erschöpfung sofort eingeschlafen als wir im Bett lagen.
Den Dienstag hatten Julia und ich uns ebenfalls freigenommen um uns von der Tour erholen zu können und eventuell Wäsche zu waschen.
Es war sehr gut, dass wir nicht im Projekt waren. Den gesamten Vormittag über hat es in Strömen geregnet. So heftig, dass die Straße vor unserem Haus zum reißenden Fluss wurde und unser Hof unter Wasser stand. In unserem Schulgebäude wären wir mit den Kindern weggeschwemmt worden.
Als wäre der Regen nicht schon genug hatten wir für zwei Stunden Stromausfall. Mit der letzten Energie des Laptopakkus haben wir die Bilder der Tour gesammelt und in einem Ordner gespeichert. Mit 5 Kameras haben wir 4GB an Fotos in nur 2 Tagen gemacht.
Durch den Stromausfall und den Regen waren unsere Möglichkeiten etwas zu tun sehr eingeschränkt. Wir konnten weder einkaufen gehen, noch im Hinterhof Wäsche waschen.
Also haben wir unsere Zeit mit lesen und Tagebuch vervollständigen totgeschlagen. Ich habe mir Nudeln gekocht (dank Gasherd ging das) und im Gemeinschaftsraum darauf gewartet, dass die anderen nach und nach klitschnass aus ihren Projekten wiederkamen.
Heute hatte ich wieder kein Projekt, da es morgens wieder geregnet hat und die Lehrerin am Telefon gesagt hatte, sie würde zu Hause bleiben, da sie erst sehr früh morgens von einer Feier gekommen ist.
Um trotzdem mal etwas sinnvolles zu machen bin ich mit Julia, der Hausmama, in ihr Projekt gefahren, das zwar Ferien hat, wo sie sich aber noch verewigen wollte, bevor sie am Montag abreist.
Auf dem Weg haben wir in Kasoa noch USB Sticks gekauft, da meine insgesamt 6GB Speicher ziemlich eng geworden wären, wenn allein 4 GB durch die Bilder der Shai Hills Tour belegt worden wären.
Auf dem Rückweg sind wir endlich einkaufen gegangen (ich hatte nurnoch Instant-Nudeln im Regal) und ich habe mir an der Straße frische, geschnittene Papaya gekauft (sehr lecker!)
Nach unserem regulären Hausmeeting haben wir ein Abendessen für uns Hausbewohner, unsere Koordinatoren Penny und Samuel, die Watchies Emmanuel und Cristian und Alice unsere Putzfrau und gute Seele gekocht.
Fürs kochen zuständig waren Julia und ich. Es gab Bruscetta als Vorspeise, Nudeln mit Erbsen in Sahnesauce als Hauptgang und Vanillepudding als Nachtisch. Es hat gut geschmeckt und war echt gemütlich an der langen Tafel mit allen zusammen zu essen. Penny hatte ihre Söhne Elvis (11) und Peter (2) mitgebracht. Die beiden sind sehr süß, besonders Peter, der die helle Sahnesauce nach dem Essen im ganzen Gesicht verteilt hatte.
Solch ein Abendessen mit allen, die mit in unserem Haus leben und arbeiten wollen wir jetzt jeden Mittwoch nach dem Meeting machen.
Das wars fürs Erste wieder von hier, Bilder folgen wie erwähnt in den nächsten Tagen.
Bis dahin,
Greetings from Ghana,
Elise
Mädchen bei Julias Schule
Vom Regen überschwemmte Straße
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