So etwas wie Alltag ...

Meine zweite Woche in Ghana neigt sich schon dem Ende zu und so langsam schleichen sich die ersten Gewohnheiten hier ein. Mein Wecker klingelt um 8, ich dusche schnell, mache mich fertig und packe meine Tasche fürs Projekt. Dann setze ich mich auf die Terasse, wo meistens schon eins der anderen Mädels (oder Philipp, der Hahn im Korb) sitzt und frühstückt. Ich trinke morgens nur etwas, da ich ja sowieso nicht gerne frühstücke und dann machen Julia und ich uns gemeinsam auf den Weg zur Trotro- Haltestelle um die Ecke. Um dorthin zu gelangen müssen wir leider eine sehr stark befahrene Straße überqueren. Wer die Ghanaischen Verkehrsbedingungen kennt weiß, dass die wenigsten Autofahrer für einen Menschen auf der Straße bremsen, was es zu einem Abenteuer macht, über diese Straße zu gelangen. Mal bekommen wir ein Trotro um Viertel vor neun und kommen pünktlich im Projekt an, mal eins um fünf vor und wir kommen dementsprechend zu spät, was hier aber eh keinen stört, weil wir immernoch früher in der Schule sind als 90% der Kinder.

Zurzeit sind an den meisten Ghanaischen Schulen die sogenannten Vacation Classes, also Unterricht während der Ferien. Nicht alle Kinder gehen während der Ferien zur Schule oder kommen nur, weil die 'Obrunis' (so nennt man uns Weiße hier), also wir, da sind. 
Wir unterrichten also meistens für 3 Stunden am Tag eine Handvoll mehr oder weniger motivierter Kinder. 
Die einzige Lehrerin unserer kleinen Grundschule ist schon etwas älter und sehr schlecht zu Fuß. Trotzdem macht sie voller Begeisterung alle Bewegungen von 'Kopf, Schulter, Knie und Zeh' mit, das die Kinder dank unserer deutschen Vorgänger- Volontären schon kennen. 
Unsere Lehrerin ist sowieso sehr interessiert an der deutschen Sprache und lässt die Kinder die deutschen Bezeichnungen für verschiedenste Obst- und Gemüsesorten auch schonmal anderthalb Stunden lang im Chor aufsagen, bis es wirklich alle können. Wir haben schon beschlossen, ihr wenn wir abreisen ein Deutschbuch zu gestalten, damit sie, wenn möglich, weiter mit den Kindern Deutsch üben kann. 
Die Kinder sind zwischen 5 und 12 Jahren alt und eigentlich in zwei Klassen aufgeteilt, was jedoch schwierig ist, wenn man nur einen Klassenraum zur Verfügung hat. Geteilt wird der Raum nur durch eine Tafel, die von beiden Seiten beschrieben werden kann. So lernen die jüngeren Schüler auf der einen Seite das Alphabet und die Älteren auf der anderen wie viele Minuten eine Stunde hat. 
Die meiste Zeit, wenn Englisch und Mathe geübt wird, sitzen wir an einem Lehrerpult in der Mitte des Raumes und kontrollieren die Aufgaben in den Heften der Kinder (ich übe schonmal den Umgang mit Rotstift) und üben das ein oder andere mit ihnen, wenn wir Fehler gefunden haben. 
Irgendwann im Laufe des Unterrichtes sind wir dann an der Reihe, den Deutschunterricht anzuleiten, den die Lehrerin aber auch gerne schonmal enthusiastisch selber in die Hand nimmt und den Kindern beibringt, dass 'garlic' auf Deutsch 'Konoblau' heißt. Sie fragt uns dann zwar, ob das so stimmt, ist aber ein wenig beratungsresistent, zumal es den 'ch' Laut wie in Knoblauch im Englischen so nicht gibt und wir in einfach versuchen zu umgehen.
Wenn ein Kind eine Frage richtig beantwortet hat oder die deutschen Begriffe richtig aufgesagt hat, klatschen die anderen Kinder rhythmisch und rufen 'you are the best'. Ein Brauch, den wir so klasse fanden, dass wir ihn gleich übernommen haben.

Ich stelle einige Bilder vom Schulgebäude  und den Kindern rein, damit ihr ein Bild von den Kindern und meinem Arbeitsplatz hier bekommt.

Zurzeit gleicht das Schulgebäude noch eher einem Bretterverschlag als einer Schule aber direkt nebenan wird schon an einem neuen Schulgebäude gebaut, für dessen Weiterbau jedoch dringend Geld gebraucht wird, zumal wir den Kindern Stifte und Hefte auf Vorrat besorgen wollen. 
Zusammen mit Praktikawelten wollen wir jetzt zusehen, dass das neue Schulgebäude ein Dach und Fenster bekommt, damit die Kinder bald in ein vernünftiges Schulhaus umziehen können.

So viel erstmal von mir, ich melde mich demnächst wieder, was jetzt sehr einfach werden sollte, da ich mir eine App für den Blig zugelegt habe :)

Liebe Grüße aus Ghana, eure Elise

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